Zwei Wochen ohne Krieg – Ukrainische Pfadfinder*innen in Marburg
Erstellt am 12.06.2024
Zwei Wochen ohne Krieg – Ukrainische Pfadfinder*innen in Marburg.
In den letzten zwei Wochen hatten wir die Möglichkeit, 60 Pfadfinder aus der Ukraine zu treffen. Diese trafen sich zu einem „Zwei Wochen ohne Krieg“-Camp im Stadtwald in Marburg und unternahmen von dort aus viele Aktionen in der Region und außerhalb.
Unser erstes Treffen war am 28.05. im Rahmen einer erweiterten Gruppenstunde. Da die meisten Pfadfinder*innen im Alter unserer Pfadfinder*innenstufe waren, trafen sich die Pfadis oben am Stadtwald und brachten Musikinstrumente, Liederbücher und viel Vorfreude auf das Treffen mit. Dort angekommen spielten wir zu beginn einige Kreisspiele, die wir uns gegenseitig erklärten und spielten. Schnell fanden wir heraus, dass trotz der großen regionalen Distanz die pfadfinderische Spielekultur recht ähnlich war.
Die Ukrainer*innen zeigten uns beispielsweise das Spiel „Schloss, Drache und Prinzessin“, was wir unter „Kuhstall“ kennen. Das Spielprinzip ist hier, dass sich immer drei Personen zusammenfinden müssen: Zwei Personen formieren sich zu einem Schloss (oder Kuhstall), eine Person ist die Prinzessin (oder Kuh). Eine Person findet keinen Platz und nimmt die Rolle des/der Moderator*in ein. Wird von der Moderation „Schloss“ gerufen, müssen alle Personen, die ein Schloss gebildet haben (man fasst sich gegenseitig an die Hände und formt ein Gebäude, unter der die Prinzessin hocken kann) sich neu mit anderen „Schlossteilen“ formieren und sich eine Prinzessin suchen. Bei „Prinzessin“ müssen sich die Prinzessinnen neue Schlösser suchen. Wird „Drache“ gerufen, sind alle Personen angehalten sich neu zu formieren. Die Moderation nimmt nach dem Ausruf selbst entweder die Rolle der Prinzessin oder des Schlosses an.
Weitere Spiele wurden gespielt, danach wurde ein Lagerfeuer entzündet und gesungen. Auch hier versuchten wir Gemeinsamkeiten in den Liedgütern zu finden – was sich aber dann doch schwieriger gestaltete als gedacht. Am Ende machte das aber auch nicht viel aus, da wir mit den anderen mitsummen und mitmusizieren konnten. Spätestens als es Marshmallows zum Lagerfeuer gab, wurde die Runde geselliger und man tauschte sich über die Pfadfinderei und anderen Themen aus. Gerade bei der Pfadfinderei gibt es doch einige Unterschiede bei Kluft, Aufnähern und dem pädagogischen Konzept – uns einte aber der pfadfinderische Gedanke und die grundlegenden Ansichten. Was uns auch einte war die Tradition, Halstuch und Halstuchknoten miteinander zu tauschen.
Der Abend neigte sich dann irgendwann doch zum Ende – nach einem letzten kleinen Snack mit Melonen verabschiedeten wir uns von den Pfadfinder*innen – und erhielten eine Einladung zum Abschlussabend für den 07. Juni, die wir gern annahmen.
Am 07. Juni trafen wir dann auch zum Abschlussabend ein. Diesmal mit einer Jurte im Gepäck, da wir vor Ort auch gleich Übernachten wollten.
Was uns nicht bekannt war, war das Gesamtkonzept des Projektes, wie die Ukrainer*innen überhaupt hergekommen waren. Unter Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Ukrainischen Verein Marburg OBOZ Plus und der ukrainischen Pfadfinderschaft Plast wurde eine Veranstaltung organisiert, die mit der Stadt Marburg, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Stiftschule St. Johann Amöneburg sowie der Gesamtschule Ebsdorfer Grund diesen Pfadfinder*innen neben vielen Aktionen und Tagesausflügen auch ermöglichte, bei Eltern der genannten Schulen für ein paar Tage zu leben und zu wohnen. Diese Eltern waren ebenfalls beim Abschlussabend dabei.
Zunächst begrüßten die ukrainischen Pfadfinder*innen die Gäste, die dann auch ein paar Worte austauschten und kurz die letzten Wochen reflektierten. Im Abschluss wurden noch Fotos gemacht und zusammen gegessen. Nach dem Essen verteilte sich die Feiergesellschaft auf dem Gelände des Stadtwalds und so kamen vielfältige Begegnungen zustande. Als das Grillfest etwas abklang, versammelten sich nach und nach alle Pfadfinder*innen rund ums Lagerfeuer, welches mit viel Gesang begrüßt und „angefeuert“ wurde. Der Abend war wieder sehr gesellig, mit vielen teils auch bewegungsreichen Liedern, an dem wir sehr lang teilnahmen – bis in die frühen Morgenstunden.
Ein schöner Abend ging zu Ende – viele Erinnerungen bleiben an die schönen Begegnungen. Auch wenn ein etwas bittersüßer Beigeschmack bei unseren Treffen mit dabei war, wünschen wir unseren neu gewonnen Freunden alles Gute und freuen uns auf ein alsbaldiges Wiedersehen!